
Konzertberichte 2017
Biosphäre Rock Fest
Insanity, Friedli und Franz Kilbimusig, Kissin' Black, Crown Of Glory, Pertness, Hairdryer, Devils Rage
Innerschweizer (Rock)-Musikfesttage mit Berner Beteiligung

In mitten der atemberaubenden Kulisse des Biosphärenreservat Entlebuch das die UNESCO als Weltkultur- und Naturerbe wertet, fand zum ersten mal das Biosphäre Rock Fest statt. Nach kurzfristiger Absage des Headliners Human Zoo aus familiären Gründen war die Ausgangslage für die erstmalige Durchführung des Fest's suboptimal. Aber die erwähnte Hiobsbotschaft beeindruckte weder Organisatoren noch die Besucher. Doch Step by Step. Der Freitagabend stand im Zeichen der Ländlermusik. Die Formationen Franz Stadelmann, die Äntliuecher Stubehöckler und das Echo vom Schwendelberg spielten im geräumigen Kaffeezelt neben der Mehrzweckhalle Escholzmatt auf. Wie die Stimmung war können wir nicht beurteilen. Da wir nicht anwesend waren und die Art Musik nicht zu unserer Kernkompetenz zählt. Also switchen wir zum Samstag, dem eigentlichen Part des Biosphäre Rock Fest's.
Als Opener traten die Zentralschweizer Death-Metaller Devil’s Rage aus Sursee an. Schlechtes Zeitmanagment oder Überwältigt von der Schnee bedeckten Naturkulisse im Entlebuch schafften wir es einmal mehr nicht pünktlich zu Festivalbeginn vor Ort zu sein. So können wir die Performance der Surseer Jungs nicht beurteilen.
Deswegen beginnen wir die Reportage mit den 80ziger Jahre Hardrocker Hairdryer. Die erste Band aus unserer Rubrik „Auf dem Metalstage-Radar“ die wir inspizieren enttäuschte nicht. Angetrieben vom omnipräsenten Frontmann David Niederberger legten die fünf Hergiswiler einen sehen- und hörenswerten Gig hin. Besonders in den Mittelpunkt setzte sich Shouter Niederberger. Ein Prototyp einer Rampensau, der es kaum eine halbe Minute am gleichen Ort aus hielt. Wie ein hyperaktives Kleinkind rannte er immer wieder singend durch’s Publikum um dieses zum mitsingen zu animieren. Durch den unermüdlichen Bewegungsdrang gelangte er zum singen auch auf die Bartheke oder dann turnte er flink wie ein Äffchen im Zoo am Belichtungsmasten herum. Als Initiant eines Luftgitarrenwettbewerbs holte er mehrmals Zuschauer auf die Bühne die mit den kurzerhand organisierten Besen sanft zum Headbangen gezwungen wurden. Doch auch musikalisch hatte das Quintett einiges zu bieten. Eigenkompositionen und Cover’s, unteranderem eine fantastisch gespielte Version des Bon Jovi-Klassikers „Runaway kredenzten die Jungs aus dem Kanton Nidwalden dem gutgelaunten und mitfeierndem Publikum. Ein erstes Tageshighlight.
Gespannt waren wir dann auf die vier Highland-Metaller Pertness aus dem schönen Berner Oberland. Mit Masken verhüllt donnerten Tom Schluchter und seine Mannen los. Wie schon vor einem Jahr am Waldrock glänzten die Reichenbacher mit sehr präzisem Spiel, gekleidet in Schottenröcken doch diesmal ohne technische Probleme. Sie trumpften aber nicht nur mit Ihren Vorzeige-Songs „My Prophecy“ und „Frozen Time“ auf, auch das restliche Set vermochte das spärliche Publikum mit zureissen. Prima gemacht Jungs.
Crown Of Glory die schon über ein beachtliches Renommee verfügen, was sich auch in der mitgebrachten Fan-Schar widerspiegelte wollten als nächstes die gute Stimmung weiter auf heizten. Nun am Einsatzwillen von Sänger Hene Muther und den restlichen fünf Musiker war nichts zu bemängeln. Dafür an der Tonqualität. Waren doch hauptsächlich die Drums und der Bass zu hören und noch ein Bisschen Gesang. Aber gerade die Gitarren und das Keyboard dass bei Power Metal mit Symphonic Rock Elementen die Finesse ausmacht waren kaum zu hören. Dass sörte die COG-Anhängerschaft nicht und sie machten munter mit. Ob es blinde Fan liebe war oder ob sie doch mehr hörten als wir sei dahin gestellt. An Muther & Co lag es nicht, eher am Ton...
Ruhiger wurde es mit den Alternativ- Blues- Rocker- Kissin’ Black aus der Kantonshauptstadt Luzern. Giusi Mastrogiacomo bestach mit seiner Bühnenpräsenz und der unverkennbaren Stimme die phasenweise an Ville Valo von HIM erinnerte. Routiniert und stillsicher trugen die vier Leuchten Städter ihr 60 Minuten (Dark-)Rock Set für Feinschmecker vor.
Nun war die Reihe an den Spassrockern von Friedli & Fränz Kilbimusig. Eigentlich passten die bunten Vögel (wegen deren ausgefallen Bühnenklamotten und der abgedrehten Show) nicht unbedingt in dieses Metal- Line Up eher an eine Ballermann-Trink-Party. Aber bei allem Schabernack den Friedli (Drums), Fränz (Bass), Hildi (Gitarre), Spreng (Gesang) und den drei weiten Friends auf der Stage boten darf nicht vergessen werden dass die Coversongs mit schweizerdeutschen Texten präzis wie eine Schweizer Qualitätsuhr nachgespielt wurden. Wer eine grosse Toleranz und eine Prise Humor hat findet bestimmt gefallen an dem bunten Treiben der Kilbimusiger.
Den Abschluss machten die Lokalmatadoren Insanity. So eben von einer 10 tägigen Japan- und Südkorea-Tour zurück gekehrt, die sie durch die Städte Tokio, Kashiwa, Nygoya und Osaka führten brachten die Bude noch einmal zum Kochen. Ihr Hardcore mit New Yorker Einschlag animierte die Crowd zum Stagediving im Triple und mehreren Circle Pits. Mit diesen Jungs darf, nein muss in Zukunft gerechnet werden.
Résumé: Vieles, vieles, vieles sehr gut gemacht. Moderater Eintrittspreis ( Fr. 25.-), gute Organisation (Parkplätze, Beschilderung), Eventlokalität, Ruhezone= Kaffeezelt mit genügend Sitzgelegenheiten, Essen mit kurzer Wartezeit beim bestellen und warten darauf und die grosse Bar mit genügend Personal. Besonders erwähnenswert ist, da am Nachmittag die Sonne das Festgelände wohlig warm bestrahlte wurden kurzerhand die Bänke auf den Platz zwischen Mehrzweckhalle und Kaffeezelt gestellt und man wurde dort vom zuvorkommenden Servicepersonal freundlich bedient – Top!!!! Diese Innerschweizer Musikfesttage ( Sieben Luzerner, ein Nidwaldner und ein Berner Musik-Act) werden uns bestens in Erinnerung bleiben. Wir sind gespannt wie es mit dem Biospähren Rock weiter geht und haben vorsichtshalber schon einmal die Route im Navigationssystem gespeichert.
Die Bilder
























Datum: 30. April 2017
Lokalität: Mehrzweckhalle Escholzmatt
Eintrittspreis: Fr. 25.00

