
Konzertberichte 2018

Female Metal Voices Tour
Butcher Babies, Kobra and the Lotus, Skarlett Riot, Ignea, Asphodelia
Toller Event mit fahlem Nachgeschmack
In der Musiklandschaft wird immer wieder der tiefe Frauenanteil bei den gebuchten Acts bemängelt. Daher war die Female Metal Voices Tour mit fünf Bands, aus fünf verschiedenen Ländern mit fünf Sängerinnen und einer Bassistin auf der gleichen Bühne ein interessantes Package. Natürlich verkauften die Frontladys nicht nur ihre Stimme gepaart mit harten Klängen. Sondern auch ihre weiblichen Attribute mit ausgefallen Outfits was am augenfälligsten bei den Butcher Babies war. Leider führte dies bei letzteren zu einem fahlen Nachgeschmack, eines Events dass eine Frauenorganisation nicht besser hätte inszenieren können und zukünftig sehr viel zur Legitimation und Selbstverständlichkeit der Frau im maskulinen Metalzirkus beigetragen hätte. Lassen wir den Abend Revue passieren:
Als erstes auf die Kofmehl Bretter stiegen die fünf Italiener von Asphodelia und kredenzten eine halbe Stunde gefälligen Symphonic Metal. Neben dem Headliner BB waren sie die einzige Band mit zwei Frauen auf der Bühne. Sängerin Samuela „Samah“ Fuiani und Five String Bassistin Silvia Pistolesi. Der Fünfer aus Foggia/Apulien wurde Opfer der frühen Spielzeit (18.00 Uhr). Waren doch noch sehr wenige Zuschauer anwesend so dass natürlich kein Hexenkessel entstehen konnte obwohl sie das Zeug dazu gehabt hätten.
Für die zweite Band machen wir einen Sprung nordöstlich in Europa in die Ukraine. Aus Kiew stammen die Oriental Metaler Ignea um Frontfrau Helle Bogdanova. Frau Bogdanova begrüsste die mittlerweile gewachsene Publikumsanzahl mit akzentfreien Ansagen in Deutsch und sprach als einzige die Crowd nicht mit „Switzerland“ sondern mit Solothurn an was natürlich rasch zu einer engen Bindung führte. Der Sound kam Live wesentlich besser rüber als bei unserer You Tube Recherche. Die Entdeckung an diesem Abend.
Verantwortlich dass Europa gesamtflächig abgedeckt wurde, war die dritte Band Skarlett Riot aus Scunthorpe/England. Wir waren uns sicher dass SR mit ihrem Hard Rock / Alternative Rock um Shouterin Chloe“Skarlett“Drinkwater den grössten Abriss veranstalten wird. Dies war auch der Fall. 30 Minuten animierten Drinkwater und ihre drei Mitstreiter Danny Oglesby (Gitarre), Martin Shepherd (Bass) und Luke Oglesby (Drums) die Solothurner Meute zum mitsingen und Headbangen. Wäre bei allen Bands der Funke so rüber gesprungen wäre dass ein legendärer Abend geworden von dem noch in zig Jahren gesprochen würde.
Nun war der erste Co Headliner an der Reihe für den geografisch der Atlantische Ozean überquert werden musste um zu den Kanadiern von Kobra an the Lotus zu gelangen. Einen Level höher einzustufen ist die Darbietung von Frontlady Kobra Piage und den vier Mitstreitern als die der drei Vorgänger. Getragen vom tadellosen Gesang von Piage der in jeder Sekunde ihre klassische Gesangsausbildung anzumerken war, bewegte sich der gebotene Heavy Metal auf sehr hohem Niveau. Leider sprang der Funke nicht richtig rüber auf die Crowd die noch zuvor so hemmungslos mitgemacht hatte.
Es war wohl zu wenig Party Sound und zu viel künstlerische Qualität.
Nach einer Stunde war fertig Kobra an the Lotus und alle warteten auf die einen gewissen Bekanntheitsgrad besitzenden Butcher Babies. Die zwei Ladys und drei Herren liessen sich nicht lumpen und legten los wie die Tornados in ihrer Südkalifornischen Heimat. Doch die zweifelhaft und dürftigen Growls wie der dünne Cleargesang von Heidi Shepherd und Geburtstagskind Carla Harvey hinterliessen je länger desto mehr lange und zum Teil fragende Gesichter. Was war da los ? Wieso und vor allem warum hat diese Band eine solche Zugkraft so dass sie als Headliner fungieren können. Musikalisch gibt’s da kaum Argumente! Sind wir da etwa auf einer beispiellosen PR Kampagne auf den Leim gegangen. Ja so muss es sein. Den ausser dem makellosen Aussehen von Shepherd und Harvey und dem jeder Fitnesstrainerin konkurrenzmachenden sportlichem Formstand der beiden Frauen war da der Show nicht viel positives abzugewinnen. Wirr, wild, laut, konzeptlose Kompositionen, haufenweise Riffs und Doublebasses die den Solothurnern ohne erkennbaren roten Faden um die Ohren gehauen wurde. Alles in allem ein unpassendes Set war dass. Oder wie Matthias Weckmann im Metal Hammer bei einer CD Rezension einmal treffend beschrieb: „Versuchen die Butcher Babies mit zwei Paar Busen musikalische Argumente zu ersetzten?“. Ein Affront gegenüber den vier vorderen Bands die musikalisch etwas zu bieten hatten.
Ne dass hätten wir uns sparen können!!!!
Fazit: Wir haben mit Ignea und Skarlett Riot zwei Bands kennen gelernt die wir gerne nächsten Sommer auf den europäischen Open Air Bühnen wieder sehen würden. Wir wissen jetzt dass Kobra Piage von Kobra and the Lotus nicht nur toll aussieht sondern ebenso gut wenn nicht noch besser Singen kann. Und dass die Butcher Babies musikalisch talentfreie aber geschäftstüchtige Metal Sisters sind die mit ihren weiblichen Attributen, aber auf keinen Fall mit musikalischem Können ihren Lebensunterhalt verdienen. Was uns doppelt traurig macht. Dieser Abend hätte beste Werbung dafür werden können dass Frauen ebenso gut eine Bühne rocken können wie die männlichen Gegenpole. Doch wenn die Frauenqoute mit grossen Brüsten in zu engen Korsagen und Po’s in hautengen Leggins gesteigert wird wie bei den Butcher Babies, bringt dass der Emanzipation (Auch im Metalzirkus) nicht den gewünschten Effekt und die Frauenqoute wird weiterhin im tiefen einstelligen Prozentbereich an einem Open Air liegen.
Daher der eingangs erwähnte fahle Nachgeschmack an der an und fürs sich tollen Idee der Female Metal Voices Tour. Schade!
Website: Butcher Babies
Website: Skarlett Riot
Die Bilder:
















Datum: 04. Oktober 2018
Lokalität: Kulturfabrik Kofmehl Solothurn
Einttritspreis: Fr. 30.-
Spieldauer: 18.15 - 24.00 Uhr

