
Konzertberichte 2018
Castle Rock Burgdorf
Henriette B, Defender, Scream Your Name, Seemannsgarn
Grillfest vs 100 % Swiss(ness) Metal und der BSC YB is everywhere

In den quartieren der Stadt Burgdorf schwebte an diesem Samstagabend überall der Duft von verbrannter Kohle und gebratenem Fleisch. Am Nachmittag holte Herr Schweizer den Grill aus dem Winterschlaf in die Gegenwart zurück und Frau Schweizer kaufte beim Metzger Ihres Vertrauens Schweizer Fleisch aus 100%iger einheimischer Haltung. Um einem Produkt das Prädikat „Swissness“ verleihen zu können verlangt der Bund dass bei Lebensmittel 80% des Rohstoffs aus der Schweiz stammen muss. Somit bestand das Line Up der Jubiläumsausgabe des Castle Rock aus 100 % Swissness, nachdem das Full Metal Mountain in letzter Sekunde den geplanten Headliner Hämatom weg schnappte. Daher hatten die Berner Metalheads an diesem ersten frühlingshaften Wochenende mit Temperaturen über 20 Grad, die Wahl zwischen gemütlichem Grillabend zu Hause oder 100% Swiss(ness) Metal am Castle Rock.
Eine beachtliche Schar entschied sich für die Musik und bekam ein interessantes Line Up geboten. Den Anfang machten die Seeländer Henriette B aus Tvannes mit wuchtigem Metalcore. Unserer Ansicht nach einer der coolsten Bandnamen nach den Freiburgern Overdrive Amp Explosin. Vor leider nur etwa zwei Dutzend Fans ballerten sie ihre Riffs in die fast leere Markthalle. Am passend wütenden Schreigesang von Alex Almeida kann es nicht gelegen haben dass sich mehr Leute vor als in der Location befanden. Eher dass die Metaler die angenehmen Temperaturen und die Abendsonne vor der Halle nutzen für einen Schwatz im freien.
Eine Schippe drauf legten die Aargauer Defender. Eben gerade den Deutschschweizer Bandcontest des Greenfield Festival um einen Slot im diesjährigen Line Up gewonnen waren Sie gewillt zu zeigen warum. Wiederum Metalcore aber mit melodischen Refrain Passagen, spühr- und sehbarer Spielfreude und ausordentlichem Bewegungsdran der Gitarristen wurde vom Badener Quintett während 40 Minuten geboten. Wir sind gespannt ob die Performance zwischen den Berner Alpen am Greenfield Festival ebenso gut ankommt wie an diesem Abend.
Und schon war es am Headliner, den Lokalmatadoren Scream Your Name die letzten Leute von draussen in die Halle zu locken. Was Ihnen auch gelang, war doch die Markthalle zu diesem Zeitpunkt zu mehr als die Hälfte gefüllt. Die über 150 Gigs im In- und Ausland war den Burgdorfer anzumerken. Führten Sie die bis jetzt stilistisch feinste musikalische Klinge, die mit „Father“ auch eine Ballade mit Akustikgitarre beinhaltete. Obwohl nur zu viert kam ein ordentliches Gitarrenbrett durch Manu Buser und Micha Krähenbühl (Bass) von der Bühne geschmettert gekonnt gepaart mit Samples des Drummers Miguel Müller und den Screams von Sänger Stefan Jaun. 70 Minuten räumten Sie ab, aber auch Ihnen gelang es nicht das die anwesenden moshten oder gar Circle Pits zum drehen brachten (Platz genug hätte es gehabt). Aber immerhin schafften sie als erste Band des Abends dass eine Zugabe verlangt wurde.
Den Abschluss bildeten die Sumiswalder Mundart Punkrocker Seemannsgarn. Nicht mehr so beinhart wie die drei Vorgänger aber mit Ihrem ersten Song, eine Ode an die Fussballer BSC Young Boys hatten Sie sogleich auch die härtesten Metalheads im Sack. Nicht verwunderlich befinden Sich die Berner Fussballer nach 32 Jahren erstmals auf der Zielgeraden um den Meistertitel zu gewinnen. Wer dieser Tage durchs Berner Land fährt sieht an den Wochenenden überall Fahnen und Plakate mit der Aufschrift „Matchtag“. Das YB Fieber „Is everyhhere“ auch an der Jubiläumsausgabe des Castle Rock. Und das ist gut so. Beides verbindet Schweiss und Kreativität der Akteure und Begeisterungsfähigkeit des Publikums.
Gegen Mitternacht ging das fünfte „Schloss Rock“ dem Ende entgegen. Eine gelungene Bandauswahl mit 100 % Swissness die keine grossen Namen wie die geplanten Eluveitie oder die deutschen Hämatom brauchte um eine ausgelassene Party feiern zu können. Es zeigte viel mehr dass die Schweizer Metalszene ein fast unerschöpfliches Reservoir an qualitativ guten Bands besitzt. Erwähnenswert ist auch die sehr gute Organisationsarbeit der Castle Rock Macher. Die den unfreiwilligen Umzug aus Ihrer Stammlokalität der Sägegasseturnhalle (Stand wegen Umbau nicht zur Verfügung) in die wesentlichen grössere Markthalle souverän meisterten und von den Helfern verdient mit je einem „Fässli“ Zwickel Bier belohnt wurde.
P.S. Ein Dankeschön an rawk.ch für die Freikarten.
Website: Castle Rock Burgdorf
Website: Scream Your Name
Die Bilder:

















