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Konzertberichte 2018

Open Air Gränichen

Clawfinger, Royal Republic, Donots, Jinjer, Agnostic Front, Comeback Kid, Natsy, Northlane, Expellow

                                  

Entfremdete Kokosnüsse und wer 

behauptet dass Adiletten nicht sexy sind?

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Während sich die einen Metal Fans auf den Weg nach Wacken ans WOA begaben, machten wir uns auf aus unseren vertrauten, heimeligen Emmentaler Redaktionsstuben in den Kanton Aargau zu reisen. Es sei der unbeliebteste Kanton mit den schlechtesten Autofahrer so die landläufige Meinung. Dafür haben Sie seit vierundzwanzig Jahren das Open Air Gränichen, ein Metalfestival mit immer wieder attraktivem Line Up. Dieses Jahr im Moortal als Zugpferde Clawfinger, Royal Republic und die Deutschen Punk Rocker Donots.

 

Wir waren gespannt was uns erwartet und was die 430 freiwilligen Helfer alles auf die Beine oder genauer auf den Platz gestellt haben. Erste Überraschung auf dem Parkplatz. Obwohl dringend geraten wurde mit dem ÖV anzureisen, durfte beim befahren des Parkplatzes der Geldbeutel zu bleiben. Keine Parkgebühren- Chapeau, da doch dieser Platz den Organisatoren sicher nicht gratis zur Verfügung stand. Sowieso glauben wir das die Bevölkerung Gränichen‘s und Umgebung dem Festival gut gesinnt ist. Waren doch im Nachbarsdorf Teufenthal bis weit in die Nacht hinein die Bässe zu hören. Das Festivalgelände befindet sich in einem kombinierten Wohn- und Industriequartier. Was wohl auch die Lärmtoleranz der Anwohner erklärt. Den beim Gang vom Parkplatz zum Festivalgelände waren immer wieder Bewohner zu sehen die mit stoischer Ruhe ihre Gärten gossen. Als sei es üblich dass täglich schwarz bekleidete Menschen mit Piercings und bunten Haaren an ihren liebevoll gepflegten Gärten vorbei flanierten.

 

A pro pos liebevoll und Herzblut sind treffende Stichworte zum beschreiben des Festival Areals. Zahlreiche leere Bilderrahmen, darin eine Gitarre und darüber ein Schild mit der Aufschrift Pfläschterlistation (Samariterposten), Burgersolarium (Foodstand) oder „Suechs öpis“ (Fundbüro) war ein mit viel Kreativität und Fantasie umgesetztes Leitsystem. Am besten gefallen haben uns aber die Aschenbecher. Unter den zahlreichen Zelten mit grosser Anzahl an Sitzgelegenheiten die an diesem hochsommerlichen Wochenende mit pausenlosem Sonnenschein und Temperaturen über 35ºC sehr gelegen waren, standen jede Menge Aschenbecher auf den Festtischen. Diese bestanden aus einem Holzsockel, mittig einem dünnen Metallstab und einer ausgehölten Kokosnussschalehälfte mit Sand darin. Gepaart mit den Plastiktischtüchern der kantonal(en) Bank im schwarz, weiss, blauem Karomuster verlieh der Szenerie einen Hauch Mediterranen Hofbräuhaus Touch und machte selbst Nichtraucher “gluschtig” diese einmaligen Aschenbecher zufüllen. Auch die wegen des heissen Wetters improvisierte OAG Badi (Eine Mulde gefüllt mit Wasser) passte ins Bild des perfekt und eben mit viel Leidenschaft fürs Detail organisierte Open Air Gränichen.

 

Doch was nützt eine einwandfreie Open Air Lokalität wen der musikalische Rahmen nicht stimmt? Nichts! Aber nicht im Fall des OAG‘s. Den zum ersten mal in 24 Jahren war mit 3000 Eintritten am Samstag (Am Freitag 2900) ein Festivaltag ausverkauft. Es ist der Non-Profit Organisation zu gönnen, dass die vielen Arbeitsstunden indem belohnt wurde dass so ein kleines Polster für die 2019er und zugleich Jubiläumsausgabe (zum 25x) geschaffen werden konnte. Zu unseren Highlights gehörten am Freitag Expellow, Jinjer und die Donots und am Samstag hauptsächlich Clawfinger.


Besonders der Festival Opener Expellow (Interview auf Virus "Wenn dich diese Sängerin anbrüllt, wackeln deine Ohren) aus Zürich sind wir „fadegrad“ in die Fänge gelaufen. Wucht, Arrangements, Breakdowns und die beeindruckenden Growls, Screams und Clear Gesang der Frontlady Mik Dean hat uns gefangen. Wie die vergleichsweise geschickt gewählten Worte eines Sekten-Guru‘s zu seinen Jüngern. Wir waren nach 75 Minuten und einer Wasserballonschlacht zur Abkühlung, Zeugen Expellow‘s. Und wer sagt eigentlich dass Adiletten nicht sexy sein können wie dies Fronterin Mik über ihr Schuhwerk während des Gigs bemerkte. Barfüssige Sängerinen haben wir schon gesehen. Aber eine Metalcore Shouterin mit Hot Pants , schlanken Beinen und Adiletten war auch für uns ein Novum. Da wurde es mach einem Metalhead nicht nur wegen den 35ºC heiss. Zu unserer Freude wurde uns wenig später Jinjer erneut Metalcore serviert, diesmal aus der Ukraine. Tamara Shmaylyuk und ihre drei weiteren Bandmitglieder machten nahtlos dort weiter wo Expellow aufgehört hatten. Nur noch einen Level intensiver und Facettenreicher. Der Tages Höhepunkt war wie nicht anders zu erwarten war die deutschen Party Garanten Donots. Sänger Knollmann begrüsste die Menge mit „Es ist Freitagabend, Wochenende, ihr seid besoffen lasst uns verdammt nochmal durchdrehen“! Wie immer peitschten die Knollmann Brüder die Crowd mit Sprüchen und Taten an. Sei es dass Sänger Ingo zwei Punks auf die Bühne holt und sie bis auf die Unterhosen blank ziehen lässt. Oder sich mitten in einen Circle Pit stellt und während er "Kaputt" performt sich die Meute um ihn dreht! Wieder mal bewiesen die fünf Ibbenbürer dass wer die Donots bucht die Party auf sicher hat.

 

Für uns war damit ein erster wunderbarer Festivaltag zu Ende.


Am Samstag galt unsere grösste Aufmerksamkeit Royal Republic und natürlich den Crossover-Pionieren Clawfinger. Entsprechend ihrem königlichen Namen betrat kurz nach acht Uhr das schwedische Quartett Royal Republic in goldenen Jackets die Bühne. Mit viel Energie und ausgefallenen Choreografien bespielten die Jungs aus Malmö 90 Minuten das Moortal. Aber richtig heiss waren die Gränicher auf den folgenden Act. Nach dem sich Clawfinger 2017 zu einer Reunion entschlossen haben spielten sie dieses Jahr etliche Gigs an diversen Festival. Dementsprechend "warm" gespielt waren sie am OAG. Hits wie "Nigger", "The Truth" oder "Rosegrove" haben nichts an Wucht und Durchdreh-Faktor verloren. Auch Sänger Zak Tell ist mit beinahe 50 Lenzen auf dem Buckel immer noch ein agiler Animateur. Nicht überrascht, aber amüsiert war die Crowd ob der falschen Sampeleinspielung bei "Do What I Say". Anstatt der süssen Kinderstimme (Die zwanzig Jahre später wohl auch der Stimmbruch gehabt hat), spielt Keyboarder Jocke Skog versehentlich mehr mals in verschieden Varianten das Intro von "The Final Countdown" ein (Big, Big Smile).

 

Ein würdiger Abschluss, eines grossartigen Open Airs, dass mit viel Herzblut für Details organisiert und durchgeführt wurde und sich innert 48 Stunden tief in unser Herz gebohrt hat. Diese zwei Tage werden wir nicht so schnell vergessen und versprechen bei jeder möglichen Gelegenheit verbal für diese Veranstaltung die Werbetrommel rühren.

 

 

Website: Open Air Gränichen

Website: Clawfinger

               Royal Republic

               Donots

               Jinjer

               Agnostoc Front

               Comeback Kid

               Nasty

               Northlane

               Expellow

              

Die Bilder:

Datum:                3. -5. August 2018

 

Lokalität:             Moortal / Gränichen

 

Einttritspreis:       Earlybird Ticket Fr. 90.-

 

Spieldauer:         13.00 - 01.00 Uhr

 

 

 

 

 

                                                                                                                                                     Beurteilung:

 

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