
Ticino Rocks

An was denkt Frau und Herr Schweizer als erstes wenn sie Ticino hören?
Sicher an Palmen bestückte Seepromenaden in Lugano, Locarno oder Ascona. An gemütliche Grotto’s, mit süffigem Merlot in den ortstypischen Boccalino‘s. Oder an Instagram- Blogger*innen und die Ponte dei Salti in Lavertezzo als „Like“- bringendes Foto-Sujet.
Doch das Tessin hat mehr zu bieten als nur die Sonnenstube und die optisch paradiesische Schweiz zu sein. Sportlich sind sicher die beiden Eishockey- Club‘s HC Lugano und der in der Deutschschweiz äusserst beliebte HC Ambri- Piotta zu nennen. Im gleichen Atemzug kann auch Ex- Miss Schweiz Christa Rigozzi genannt werden und für die musikaffinen Leute nördlich der Alpen die verstorbene Schlagersänger- und Komponistin Nella Martinetti. Deren grösster Erfolg die Komposition des Liedes „Ne Partez Pas Sans Moi“ war dass 1988 Céline Dion zum Gewinn des „Eurovision Song Contest“ für die Schweiz verhalf.
Alles schön und gut, aber wir sind ja ein Metalfanzine. Was hat das Tessin in dieser Richtung zu bieten? Einiges. Denn das Ticino besteht nicht nur aus Gotthard und dessen Mastermind Leo Leoni. Allerdings ist bei der nachfolgenden Auflistung uns bekannter Band’s auffällig, dass es mit einer einzigen Ausnahme immer wieder Verbindungen zur „Ticino-Rock’n’Roll Famiglia“ gibt deren Leoni‘s Gotthard und sein Side-Projekt Coreleoni angehören.
Nun viel Spass beim entdecken und reinhören in die musikalischen Werke aus der Südschweiz und vielleicht steht beim nächsten Ausflug ins Tessin auch ein Konzert- Besuch einer der aufgelisteten Bands auf eurem Programm.

Gotthard
Gegründet wurde die Band 1989 unter dem Namen „Krak“. Den gewünschten Durchbruch verhalf 1991 der Einstieg von Chris von Rohr als Mentor und Produzent, die Umbenennung von Krak in Gotthard und der Veröffentlichung des selbstbetitelten Album’s 1992. Es folgten Touren im In- und Ausland mit den Band’s Magnum und Victory und die Alben zwei und drei „Dial Hard“ und „G-Punkt“. Bis dann 1997 mit „d-frosted“ ein amüsanter und erfolgreicher Ausflug in die Akustik-Welt gemacht wurde. Zu erfolgreich. Man begann an den Honigtöpfen des Geldes zu laben und kam auf den Geschmack möglicherweise die harte Rockschiene zu Gunsten von Pop/Rock und Reichtum zu verlassen. Das führte zu grossen Spannungen innerhalb der Band und fast zur Auflösung. Erst die Trennung von Produzent Chris von Rohr und dem völligen Neustart mit eigenem Label brachte wieder Ruhe ins Bandgefüge.
Doch die Ruhe währte nicht lange. Am 05.10.2010 verstarb völlig unerwartet der göttliche Sänger Steve Lee bei einem Motorrad- Unfall. Aufhören oder weitermachen? Man entschied sich für zweiter es und unter den vielen Lee- Nachfolge- Bewerbungen für Nic Mader als neuen Sänger. Seither segeln die fünf Tessiner zielsicher auf der Erfolgswelle. Zwar nicht mehr so hart und roh wie in den anfangstagen, aber mit weltweit 2 Millionen verkaufter Alben (In der Schweiz 1 Mio. = Diamond Award) sehr „successful“. Somit sind Leoni, Lynn & Co ein nicht wegzudenkender Teil der Schweizer Rock- Szene.
Website: Gotthard

Coreleoni
Coreleoni ist eigentlich ein Frust-Projekt. Den Vollblut- Rock’n’Roller Leo Leoni hatte irgendeinmal die Schnauze voll von Akustik-Gitarren-Streicheleien und wollte seine Gibson-Gitarren wieder kreischen und heulen lassen. Aber man beisst sich nicht in die Hand die einem füttert oder genauer man verlässt nicht die Band die einem das tägliche Brot beschert. Was nun? Ganz einfach, man gründet mit Freunden eine Band, unteranderem mit Igor Gianola der bei der ersten Gotthard-Tour Verstärkungs- Gitarrist war und spielt die Songs der ersten drei Gotthard Alben wieder in ihrer rohen, harten und ungezügelten Version. Genau dies tat der blonde Derwisch zum 25 jährigen Jubiläum von Gotthard. Zu Gianola holte er sich noch Gotthard- Drummer Hena Habegger, Bassist Mila Merker und Sänger Ronnie Romero an Board. Das Konzept ging auf, die Nachfrage seitens der Fan’s (vor allem die der ersten Gotthard Stunde) war da und mittlerweile gibt es schon drei Alben. Wobei beim kürzlich erschienen Album III erstmals der grösste Teil Eigenkompositionen sind und nicht nur alte Gotthard-Hits neu aufgenommen wurden.
Website: Coreleoni

Soulline
Anhänger von Melodic- Death- Metal kommen bei den im Jahr 2000 gegründeten Soulline auf ihre Kosten. Und weis der Teufel warum ihre Klänge nie über den Gotthard (Oder eher neben Gotthard vorbei) bis in die Deutschschweiz zu vernehmen waren. Der Sound des in Gentilino beheimateten Quinttests brachte sie auch schon zu Gastspielen ins Ausland und nicht nur ins naheliegende Italien. Auch Soulline haben einen Bezug zur „Ticino-Rock’n’Roll Famiglia“, spielte doch bis vor kurzem Bassist Mila Merker noch bei Soulline ehe er definitiv zu Coreleoni wechselte.
Website: Soulline

Dreamshade
Gegründet wurde Dreamshade 2006 von den Gitarristen Fernando „Fella“ Di Ciocco und Luca Magri. Stilistisch sind sie der Metalcore / Modern- Metal- Schublade zu zuordnen. Die fünf Luganesi heben sich in zweierlei Hinsicht von den anderen vier Bands ab. Einerseits gibt es Besetzungstechnisch keinen Bezug zur „Ticino-Rock’n’Roll Famiglia“ von Leo Leoni und Gotthard. Andererseits gehören sie zu den jüngsten Band's hier und ihr Sound bietet auch eine gewisse Frische dank des Modern Metal’s Einschlag’s. Eben diese Abhebung vom „Old School“- Rock’n’Roll“ brachte ihnen auch den Sieg im Band- Contest um einen Slot am Greenfield Festival 2019.
Website: Dreamshade

Alto Voltaggio
Die 1998 auf Initiative des Gitarristen Igor Gianola gegründete Band Alto Voltaggio ist die zweitälteste Band in unserer Auflistung. Ihr Repertoire umfasst eigene Kompositionen, aber auch Cover’s mit Meisterwerken des Classic Rock Metal der 70er und 80er Jahre von AC/DC über Kiss, Black Sabbath bis Van Halen. In 20 Jahren Bandgeschichte können sie auf über 800 Konzerte Bühnenerfahrung zurück schauen. Neben Igor Gianola gehört mit Drummer Alex Motta (Auch bei Coreleoni an den Drums) ein weiterer Musiker der „Ticino-Rock’n’Roll Famiglia“ an. Komplettiert wird die Band durch Sänger Franco Campanella und Bassist Gianni Cicogna.
Alto Voltaggio erfinden das (Musikalische) Rad nicht neu, sie spielen den Rock’n’Roll in seiner wilden und rauen ungezügelten Form, getreu dem Motto. „It's only Rock'n'Roll but we like it“
Wir auch!
Website: Alto Voltaggio

Rock-Festival im Tessin: AL Lagh in Locarno

