
Konzertberichte 2014
Revolverheld
- Sebastian Lind
Musikalischer Quatsch Comedy Club

In Deutschland sind Revolverheld eine feste Grösse im Rock-Business mit etlichen Top Charts Platzierungen und diversen gewonnen Preisen. In der Schweiz hingegen fristen die vier Hanseaten ein Mauerblümchen dasein Kaum Hitparaden Platzierungen wenigstens kriegt die aktuelle Single „Das kann uns keiner nehmen“ beim grössten Radiomusiksender Airplay Präsenz.
Daher ist es auch nicht verwunderlich dass an diesem milden Frühlings Freitagabend der 400 Platz umfassende Komplex Klub nur zu knapp zwei Drittel gefüllt war. Pech für die, die den „Helden“ ein paar sing sang Battles von The Voice of Switzerland vorzogen. Den sie verpassten eine Band die seit zehn Jahren durch die harte Schule des (Showbusiness-)Lebens ihren Status erarbeitet haben und dem entsprechend ein entertainer wie musikalisches Feuerwerk zündeten. Begleitet wurden die Deutschen vom dänischen Sänger Sebastian Lind, der im Vorprogramm mit schönen, zum Teil melancholischen Melodien und stimmlicher Vielfallt das Publikum aufwärmte. In einigen Momenten mahnte der junge Skandinavier an eine sehr gute Kopie von James Blunt.
Revolverheld konnte loslegen. Verstärkt mit einem Bassisten und Keyboarder donnerten Johannes Starate, Niels Grötsch, Kristoffer Hünecke und Jakob Sinn los. Ab dem ersten Song „Mein Leben ist super“ wurde mit gewippt und anschliessend brav applaudiert. Als deutsches Nordlicht wird einem genetisch eine grosse Portion Humor in die Wiege gelegt. Analog Thomas Hermanns „Quatsch Comedy Club“ der in der Kantine des hamburger Schauspielhaus ihren Ursprung fand, geizte auch Sänger Strate nicht mit Entertainerqualitäten. Immer wieder verwickelte er die Gitarristen in Wortgefechte die fast immer in herzhaften Lachern endeten. Also eine art musikalischer Quatsch Comedy Club mit Niveau. Stimmung machte auch die erste Singleauskopplung „Das kann uns keiner nehmen“ vom neuen Album „Immer in Bewegung“ sangen die Fans den Text munter mit.
Der erste grosse Höhepunkt war als Starte Zuschauer suchte, welche heute ihr erstes Konzert besuchten. Er holte Benjamin, gut 30 Jahre, auf die Bühne mit der Bemerkung:“ Du arbeiteste zuviel wenn dass dein erstes Konzert ist“. Und der knapp 10 jährige Julian der auf dem Barhocker lässig, die ihm angebotene Capri Sonne trank und dem Song „Die Welt steht still“ lauschte. Nach dem Song eine Erinnerungs-
medaille und eine Künstlerverbeugung mit Starte in der Mitte. Während neunzig Minuten wurden hauptsächlich Lieder der drei letzten Alben gespielt. „Spinner“, „Ich werd die Welt verändern“, „Halt dich an mir fest“ und die wunderbare Ballade „Ich lass für dich das Licht an“ fehlten nicht und wurde auch ohne grosse Aufforderung mitgesungen. Punkt für die Norddeutschen, dass sie das als eher reservierte schweizer Publikum ohne verbale Animation zum mitmachten bewegen konnten.
Der letzte Set-Song, „Scheiss auf Freunde bleiben“ war der absolute Höhepunkt. Zurest schon fast wie gewohnt an diesem Abend machte das zürcher Publikum mit und sang mit respektabler Lautstärke den Refrain nach. Doch dann ein Novum, das ich in zwanzig Jahren noch nie erlebt habe. Sänger Johannes Strate forderte die Fans auf den Refrain in „Schwizer Dütsch“ zu singen. „Schiss uf Fründe blibe“ tönte zwar nicht so Rund wie der Originaltext, aber sowohl Band wie der 275 köpfige Chor hatten Freude an dieser Version, man sah es in den Gesichtern der Hamburger.
Ein Konzertabend voller Spiel- und Wortwitz zeigten Revolverhelden bei ihrem zürcher Gastspiel und „Scheiss auf Freunde bleiben“ ist nicht möglich, Sie haben an diesem Abend sicher 275 Freunde gefunden die BLEIBEN.
Datum: 21. März 2014
Lokalität: Klub Komplex 457 Zürich
Einttritspreis: Fr. 33.-
Spieldauer: 90 Minuten

