
Konzertberichte 2015
Rock The Ring 2015
- Nightwish, Limp Bizkit, Papa Roach, Eluveitie, Judas Priest, Alice Cooper und Five Finger Death Punch
Mit 66 Jahren fängt das Leben an-
im neuen Rockmusik Mekka?

Zum zweiten mal fand in Hinwil im zürcher Oberland das Rock The Ring Festival statt. Mit 26000 Besuchern (8000 mehr als eine Woche zuvor beim Greenfield !!!) avanciert das RTR allmählich zum neuen Rockmusik Mekka. Bei mehrheitlich trockenem Wetter überzeugte das hochkarätige Line Up mit Nightwish, Judas Priest und Schockrocker Alice Cooper.
Eine Woche nachdem Greenfield Festival wurde den Anhängern der härteren Rockmusik den zweiten metallischen Gang, um es in der kulinarischen Sprache auszudrücken angeboten. Die Metalstage folgte dem Ruf ins zürcher Oberland und war am Freitag und Sonntag anwesend. Nur die „Oldies-Party“ am Samstag mit Billy Idol, Toto und Roger Hodgsons Supertramp liessen wir aus.
Obwohl wir uns früh genug nach Hinwil auf den weg machten, kamen wir auf der Autobahn pausenlos in Staus. Das Resultat: Vier anstatt zwei Stunden Reisezeit und Eluveitie verpasst. So begann für die Metalstage- Crew der Konzerttag mit Papa Roach. Motiviert und voller Spielfreude knallten die kalifornischen Nu-Metaller Hits wie „Last Resort“ ins Infield und die 60 Minuten Auftrittszeit vergingen wie im Flug.
À propos Flug. Die PC7 Fliegerstaffel der schweizer Armee verkürzte die Wartezeit auf Limp Bizkit mit einer atemberaubenden Flugshow bei der sie mit Kondensstreifen unteranderem ein Herz für die Verliebten ans Himmelszelt „malten“.
Als die sieben Piloten mit Ihren Schulungsflugzeugen wieder sicher gelandet waren, enterten Fred Durst und Wes Borland und der Rest der Limp Bizkit Truppe die Bühne. Ein sehr gut aufgelegter Fred Durst konnte das Publikum innert kürzester Zeit auf seine Seite bringen. Hits wie „Nookie“, „Rollin“, „My Generation“ und ein längerer Aufenthalt von Fred Durst im Golden Circle trugen zur guten Stimmung bei. Auch der für seine ausgefallenen Verkleidungen bekannter Gitarrist Wes Borland trug zum guten Gelingen bei. Sei es durch sein Batmann-Joker ähnliches Outfit. Oder in dem er immer wieder durch die Security Fans auf die Bühne holen liess, die an seiner Seite warten mussten und auf sein Kommando aufspringen, singen und tanzen durften. Zum Schluss des Konzerts gab es eine Eishockey- Goalie ähnliche Beschwörung mit Borland mittendrin und ein Erinnerungs- Selfie. Sympathisch.
Das Publikum war nun aufgeheizt für die finnischen Headliner Nightwish. Mit Knallpetarden, Flammenwerfer und einer üppigen Lightshow versuchten Mastermind Tuomas Holopainen und Sängerin Floor Jansen die Ringrocker mit ihrem Symphonic Metal zu begeistern. Das gelang Ihnen vorzüglich und es war ein bombiger Abschluss eines tollen ersten Rock-Tages.
Noch ein Wort zum ungeliebten Golden Circle vor der Bühne. Seit Jahren ist es üblich bei Good News Produktionen dass ein Halbkreis vor der Bühne abgesperrt wird und für ein paar „Fränkli“ mehr bezahlen für JEDERMANN die Möglichkeit besteht die Künstler von ganz nah zu sehen. Von Fans und Journalisten (Die notabene wegen Ihrer Presseakkreditierung kein Eintritt bezahlen) wird immer wieder gemotzt dass nicht für alle die gleichen Chancen bestehen in der ersten oder zweiten Reihe auf Tuchfühlung mit den Musikern zu gehen. Natürlich hatte es mit dem Golden Circle, dem Hot Place und der Vip- Tribüne ein schon fast übertriebenes VIP-Angebot. Aber ein solch grandioses Line Up ist nicht mit Hosenknöpfen oder Kieselsteinen zu bezahlen. Also muss das Geld mit solchen „Specials“ generiert werden. Das ist ein knallhartes Business da wird von den Managern um jedem Doller oder sogar Cent gefeilscht. Die andere Möglichkeit ist ein weniger attraktives Line Up, wie zum Beispiel am diesjährigen Greenfield, was die Konsequenz einer Zuschauereinbusse hätte und den fortbestand des Rock The Ring gefährden würde. Also Liebe Nörgler: Entweder ihr sauft weniger und investiert das gesparte Geld in ein Golden Circle Ticket, was sowieso sinnvoller wäre da es kein Camping gibt und die meisten mit dem Auto das zürcher Oberland verlassen. Oder Ihr sauft weiter wie es morgen kein Alkohol mehr gibt und bleibt still- sehr still in der zweiten Reihe stehen. Aber liebe Organisatoren, die Zwei Franken Benützungsgebühr für die Toi Toi Kabinen neben der Bühne und der abgesperrte „Frei-Pisser-Bereich“ daneben schafft Ihr bitte für 2016 ab. Dass habe ich noch nie gesehen und ist wirklich nicht nötig.
Nötig hatte die Metalstage-Crew eine Pause die wir am Samstag einzogen und so ging es am Sonntag mit den luzerner Melodic Metaller „Crown of Glory“ weiter. Einmal mehr enttäuschten die Innerschweizer unsere kritischen Ohren nicht. Nach dem Support für Doro Pesch und dem fabelhaften Auftritt anfangs Jahr an der Zollbrücker Rocknacht überzeugte das Sextett um Hene Muther unsere Ohren erneut.
Weiter ging die Party mit der kalifornischen Heavy Metal Truppe Five Finger Death Punch. Der Fünfer um Fronter Ivan Moody heizte den Ringrocker mit Ihren Hits wie „Buren Motherfucker“, „Lift Me Up“, „The Wrong Side of Heaven“, „House of the Rising Sun“ oder den als Akustik-Version gespielte Song „Remember Everything“ ordentlich ein. Nicht nur der Mikrophonständer, der aussah wie eine Skulptur von Aliens- Erschaffer H.R. Giger war ein optisches Highlight. Auch Schlagzeuger Jeremy Spencer angemalt als Skelett, die Gitarristen Jason Hook und Zoltan Bathory in Fussball ähnlichen Shirts und die Rastafrisur von Basser Chris Kael trugen zum audiovisuellen Erlebnis bei. 5FDP überzeugte auf der ganzen Linie und ein reguläres Konzert steht ganz zuoberst auf unsere Besucherliste.
Der nächste Programmpunkt war Boss Hoss. Country Rock am Rock The Ring passt auf dem Papier. Aber sonst war die Begeisterung der Crowd eher verhalten. Schwamm drüber.
Es folgte die Show von Schockrocker und Altmeister Alice Cooper. Es war das absolute Topkonzert der beiden Festivals RTR und Greenfield. Im Pyro- Funken- Regen zum Titel „No More Mr. Nice Guy“ starte die 90 minütige Schockershow. Zu „Billion Dollar Baby“ fuchtelte Cooper mit einem Degen herum auf dem Geldscheine aufgespiesst waren. Beim Song „Dirty Diamond“ vereilte der Amerikaner zwei Dutzend Kitschperlenketten und bei „Welcome to my Nightmare“ sang er mit einer echten Schlange auf den Schultern. Er wurde zum Song „I Love the Dead“ von einer irren Krankenschwester geköpft, ein aufdringlicher Fan der pausenlos fotografierte wurde von seinem Gehstock aufgespiesst. Und zu „Feed My Frankenstein“ wurde er verpulverisiert und kam als übergrosses Alice Cooper Zombie zurück. Den Set-Abschluss bildeten „Poison“ und „Schools Out“ mit Seifenblasen, Luftschlangen, Riesenballons und Gitarren Duellen von Nita Strauss und 5FDP Saitenvirtuose Jason Hook. Amüsantes Detail zum Schluss, der langjährige Gitarrist von Alice Cooper- Tommy Henriksen hatte ein Heimspiel. Der Amerikaner wohnt mit seiner schweizer Frau und dem Söhnchen Finn im nahe gelegenen Wermatswil.
Nun wie hatte der leider von uns gegangene Weltstar Udo Jürgens immer wieder gesungen: “Mit 66 Jahren da fängt das Leben an...“. Recht hatte er, der 67 jährige Alice Cooper legte einen der besten Auftritte die ich in den letzten zwei Jahren gesehen hatte hin. Die Metalstage- Crew verneigt sich vor dieser Leistung und hofft noch einmal in den Genuss dieser Show zu kommen.
Den Abschluss machten die Pioniere des „New Wave of British Heavy Metal“ Judas Priest. Mit grossen LED Leinwänden, einer echten Harley die von Sänger Rob Halford auf die Bühne gefahren wurde und dem Überhit „Breaking The Law“ versuchten die Engländern den Vorgänger zu toppen. Was trotz solider Show nicht gelang, aber ein würdiger Abschluss der Rock The Ring Ausgabe 2015 war.
Wieder ein Wochenende mit vielen guten und interessanten Bands. Friedlicher Stimmung und langen Autofahrten. Das Rock The Ring wird uns in guter Erinnerung bleiben und wir sind gespannt ob die RTR Organisatoren das Line Up im 2016 überbieten können und so endgültig zum neuen Rock Mekka der Schweiz avancieren. Nach dem grossen Zuschauer Rückgang von 6000 Personen am Greenfield.
Datum: 19 - 21. Juni 2015
Lokalität: Autobahnkreisel Betzholz Hinwill
Einttritspreis: Tages Ticket (Golden Circle) Fr. 129.-
Spieldauer: 13.00 - 01.00 Uhr





























